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Leuchter

Marienleuchter verschönert zurück

Wer durch die Maria-Magdalenen-Kirche vom Turm zum erhöhten Altarraum gegangen ist, hat ihn sicher seit zwei Jahren vermisst: den geschnitzten, farbigen Leuchter mitten im Kirchenschiff. Er war unterdessen in guten Händen - er wurde gründlich untersucht und von einem ausgezeichneten Fachmann aus der Lauenburger Elbstraße restauriert. Schon im März 2018 soll er wieder an seinem alten Platz hängen.

Restaurator Gerold Ahrends erklärt dazu: „Die Arbeiten am Leuchter setzen das Restaurierungs-Konzept um, welches zusammen mit der Gemeinde, dem Kirchenkreis und der Landesdenkmalpflege eine Neufassung vorsieht. Dabei konnte in der restauratorischen Voruntersuchung eine Erstfassung nachgewiesen werden, die unterhalb vier weiterer Übermalungen vorliegt. Als Pigment wurde Azurit, Zinnober und Ocker nachgewiesen. Der Mantelbereich an beiden Skulpturen (Anna Selbdritt und Madonna mit dem Kind) war auf rotem polierfähigen Bolus polimentvergoldet (klassische Vergoldertechnik seit der Antike). Die Freilegung dieser Erstfassung ist aus restauratorischer und kunstgeschichtlicher Hinsicht nicht anzustreben, da dabei sämtliche Farbgestaltungen seit 1599 verloren gegangen wären. Eine Neufassung mittelalterlicher Skulpturen ist heutzutage in der Restaurierung nicht häufig anzutreffen und gilt als Ausnahme.

Der Neufassung liegt der überlieferte Farbbestand zugrunde. Die letzte bislang sichtbare Farbfassung beschreibt eine nicht korrekte und teils unübersichtliche Polychromie. Es existierten drei verschiedene Grüntöne und die detaillierte Gewandsbereiche zeigen nicht die notwendige Differenzierung. Darüber hinaus handelt es sich um eine spätgotische Arbeit, die mit den klassischen Farbtönen besetzt werden sollte.“ Soweit der Fachmann.

Es bedarf schon eines Kennerblicks, zu bemerken, dass die Figuren verschieden sind. Die Frauengestalt zur Orgel hin trägt zwei Kinder auf ihren Armen: mit der rechten Hand einen nackten Säugling, mit der linken ein Mädchen im langen hellblauen Kleid. Dieses Mädchen ist Maria, die tragende Mutter ist Anna, also die Großmutter des Jesuskindes in ihrem rechten Arm. Auf der Seite zum Altar trägt die Frauenfigur eine Krone und hält ihr Jesuskind im linken Arm. Umgeben sind beide Figuren von einem goldenen Sonnenstrahlenkranz, sie stehen auf einer silbernen Mondsichel. Den Rahmen bilden ein mit Blättern verzierter Bogen aus Schmiedeeisen oben und unten ein echtes Hirschgeweih. Wem haben wir dieses Kunstwerk zu verdanken? Es ist die Schiffergilde, wie am Sockel steht und durch das winzige Elbschiffsmodell darunter angedeutet wird.

Der große Leuchter im Langhaus mit der Strahlenkranz-Madonna und Anna Selbdritt wurde im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts angefertigt. Ob der Annen-Marien-Leuchter im Auftrage der Schiffergilde angefertigt wurde, ist wenig wahrscheinlich. Dieser Leuchter soll vielmehr im Sitzungssaal der Kaland-Bruderschaft, einem katholischen Bund wohlhabender Bürger für wohltätige Werke an Armen und Kranken, welcher sich am 1. jeden Monats (lateinisch „kalendae“) versammelte, gehangen und mit deren Vermögen nach der Reformation 1567 vom Herzog Franz I. eingezogen worden sein. Vermutlich stammt nur der untergehängte Salzkahn von den Schiffern, die darin Dokumente verbargen. Das Hirschgeweih, ein 18-Ender, soll im Mittelalter von Fischern aus der Elbe gezogen worden sein. Renoviert wurde das ganze Werk 1799 und zuletzt 1959 durch den Lauenburger Meister Wilhelm Rohrßen.

Doch bei aller Freude über das gelungene Werk: Es gibt noch mehr zu tun. Denn in der Kirche sind zwei weitere Leuchter, die ebenso gründlich aufgearbeitet werden müssen. Dies ist insbesondere der kleinere gotische Marienleuchter aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, er hängt über der Empore links von der Orgel. Er besteht ganz aus Holz, zeigt zu beiden Seiten die Gottesmutter Maria mit ihrem Kind im Strahlenkranz, unter einem sechseckigen Baldachin. Er wurde von der Gilde (dem Amt) der Schuster gestiftet. Die vielen nicht immer sachgerecht aufgetragenen Malschichten lassen den Gesichtsausdruck kaum noch erkennen. - Noch schlechter steht es um den Wandleuchter, er trägt die Jahreszahl 1652, rechts vom Südportal, den einst das Tischler-Amt der Kirche vermachte. Die bronzenen Träger der (inzwischen elektrischen) Kerzen werden von Klebeband zusammen gehalten - ein unhaltbarer Zustand.
Foto oben:
Marienleuchter in Werkstatt Ahrends, neue Farbfassung mit Analyse der Farbverteilung
Unser Dank:
Am Sonntag, 18. März 2018, wurde bei einem Gottesdienst die Wiederkehr des Marien-Leuchters gefeiert.

Gespendet wurden 2.230 Euro über den Förderverein und weitere 700 Euro von der Bezirksgruppe Lauenburg im Heimatbund und Geschichtsverein (siehe Links). Für die Untersuchung hat der Förderkreis 2016 bereits 900 Euro und den Rest für die Renovierung jetzt ausgegeben.
Foto oben:
Restaurator Gerold Ahrends neben der kreideweißen Anna selbdritt, in der Hand die Zeichnungen der künftigen Farbfassungen.

Foto unten:
Restaurator Gerold Ahrends und Auszubildende Pamina Novak versehen die Figuren für den Marienleuchter mit Zinnober, Azurit und Gold.

(Freya Baier, Bergedorfer Zeitung)
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