Akten 50er Jahre - Freunde und Förderer der Ev.-luth. Kirche in Lauenburg/Elbe e.V.

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Akten 50er Jahre

Triumphkreuz: Akten aus den 1950er Jahren

Landeskonservator Dr. Peter Hirschfeld besichtigte im Juni 1952 die Lauenburger Kirche zusammen mit dem Bauausschuss der Gemeinde. Als einer von fünf Punkten wurde über den Standort des Triumphkreuzes befunden: „Die Anbringung des Kruzifixes über oder hinter dem Altar ist ein ausgezeichneter Gedanke.“ Für die „Entfernung des entstellenden Ölanstrichs“ käme der Restaurator Carl Fey aus Thalmühle bei Ahrensbök in Frage. Genannt wurde auch der Fassmaler Ther aus Hamburg.

Einen Monat darauf antwortete Pastor Bahr, Herr Fey sei kürzlich bei ihm gewesen. Er wolle einen Kostenanschlag von etwa 5.500 DM geben. Er bat zugleich um eine Beihilfe, da auch die Fenster zu erneuern und der Altarraum auszumalen seien. Herr Fey meine, „dass das Kreuz nach der Renovierung an dem neuen Platz am Altar zu einem unvergleichlich schönen Kunstwerk würde, um das uns dann viele beneiden würden“. Im November berichtete Pastor Engel dem Landesamt: „Die Entscheidung über das Kreuz fällt am kommenden Sonntag, wenn nach der Einführung des neuen Pastors Bahr ein nochmaliger Lokaltermin stattfindet unter Beisein unseres Landessuperintendent, der dann auch die Finanzierung klären soll.“
Die Frage nach einem besseren Platz für das Triumphkreuz hat folgenden Hintergrund: „Durch englischen Beschuss wurde das Kirchendach fast zur Hälfte zerstört. Das hatte zur Folge, dass viele Monate der Regen fast den gesamten Anstrich zerstörte und auch die Balken des Daches im Innern der Kirche zum Verfaulen brachte. Bei der Abstützung im Innern der Kirche mussten wir das berühmte Triumphkreuz herunternehmen, da der Balken, an dem es hing, an einer Seite abgefault war. Jetzt hängt das Triumphkreuz an einer feuchten Kirchenwand und leidet zusehends.“ So schrieb Pastor Engel an den Superintendent am 20. November 1952.

Landeskonservator Dr. Hirschfeldt stellte am 3. November nochmals fest, „dass bei vorsichtiger Restaurierung wahrscheinlich der größte Teil der alten Fassung in selten schöner Weise zutage treten wird. Die Arbeit muss mit größter Genauigkeit gemacht werden. Speziell für diese Restaurierung stelle ich einen Betrag von 1.500 DM in Aussicht.“ Im Dezember bat Pastor Engel, „möglichst bald die versprochene Summe loszueisen und dann u.U. direkt an Herrn Fey zu senden.“

Just zu jener Zeit entbrannte ein Streit um die „gotischen Fresken“, die Lothar Malskat in der Lübecker Marienkirche mit Dietrich Fey „entdeckt“ haben wollte. Der neue Pastor Bahr, von seinem älteren Amtsbruder Engel beauftragt, hatte in der „Lauenburger Landeszeitung“ die Verdächtigungen gegen Carl Fey gelesen. Pastor Engel fuhr sogleich zu Carl Fey und versicherte, „dass keine Bedenken nach seiner Ansicht vorlägen“. Dennoch legte Bahr am 28. Januar 1953 Dr. Hirschfeldt nahe, selbst nach Thalmühle „heranzufahren, um sich zu vergewissern und zu beruhigen, dass die Arbeit dort sachgemäß erfolgt.“ Zur verhältnismäßig hohen Kostenberechnung schrieb er, diese sei angesetzt, „weil die alte sehr wertvolle Kreidefassung wahrscheinlich noch vorhanden sei. Sollte dies nicht der Fall sein, so“ würden sich die Kosten „mindestens um die Hälfte senken. Die Freilegung würde dann bis auf das Holz vorgenommen werden können.“

Am 4. Februar 1953 war Landeskonservator Dr. Peter Hirschfeldt in der Werkstatt von Carl Fey, „um seine Vorarbeiten des Kruzifixes in Augenschein zu nehmen. Herr Fey hat mit außerordentlicher Sorgfalt sowohl am Arm wie an einem Auge und am Lendentuch Freilegungsproben gemacht und die zwei- bis dreifachen späteren Übermalungen nebeneinander sichtbar werden lassen… Die alte Fassung wird zum größten Teil sehr gut herauskommen. Nach den Regeln der Denkmalpflege werden wir die Fehlstellen ohne Neufassung in Holz stehenlassen und nur konservieren. Dies ergibt aber keine Beeinträchtigung der Gesamtwirkung. Am Lendentuch, das vergoldet ist, können Fehlstellen wieder vergoldet werden. Sehr interessant ist, dass auch die Rückseiten der geschnitzten Evangelistensymbole diese Symbole in gemalter Form zeigen. Auch hier wird die alte Bemalung freigelegt.“

Dr. Hirschfeldt weist daher in seinem Brief die Verdächtigungen des Malers Malskat gegen Carl Fey zurück, sie seien „in jeder Beziehung völlig grundlos. Carl Fey macht sowohl seine Restaurierungen an Gewölbemalereien wie auch seine Behandlungen an Altären und Figuren mit der allergrößten Sorgfalt und Aufrichtigkeit und unter beständiger Kontrolle durch Fotografien und durch Besichtigungen“. Und abschließend: „Die Arbeit am Kruzifix ist außerordentlich zeitraubend schon wegen der riesigen Flächen, wird aber für die Kirche den Gewinn in der alten farbigen Fassung hervorragender spätmittelalterlicher Plastik ergeben.“

Im April 1953 berichtete Pastor Bahr an das Landesamt für Denkmalspflege in Knop bei Kiel, die Arbeit sei seit dem 4. Dezember 1952 in der Werkstatt von Carl Fey im Gange. Fey habe von der Kirchengemeinde dafür bereits 2.050 DM erhalten, und zwar für
  • „Verlegen des Kreuzes in seine Einzelteile,
  • Fotografieren der Untersuchungsfreilegung
  • Bildhauerische Ergänzung des Kreuzes, der Embleme, des Körpers
  • Neuentwurf des Stieremblems und Ausführung desselben in Eichenholz
  • Freilegung der Originalfassung des Kreuzes auf Vorder- und Rückseite.“

Der Landeskonservator besichtigte am 30. Juni 1953 „in der Werkstatt von Carl Fey das in Arbeit befindliche Kruzifix“ zusammen mit dem Baurat Steusloff. „Auch am Gesicht ist die Fassung fast ganz erhalten und von großartiger Wirkung. Die notwendige Ergänzung (einzelne Finger und Lucassymbol) macht unter Beaufsichtigung von Herrn Fey … die Bildhauerin Fräulein Timm aus Hamburg in ausgezeichneter Weise. Das Kruzifix wird einen großartigen Mittelpunkt der Kirche bilden!“, so Dr. Hirschfeldt.

Ende August 1953 schrieb der Landeskonservator an Pastor Engel, er sei „außerordentlich beeindruckt von der außerordentlichen Qualität der Arbeit, wie sie erst jetzt nach Freilegung der alten Fassung sichtbar wird. Die Arbeit muss ganz in die Nähe von Bernd Notke gesetzt werden. Es sind nun sowohl die fehlenden Finger wie das fehlende Lucas-Symbol ergänzt worden und die Fehlstellen am Kreuz werden farbig beigetönt.

Die Fehlstellen am Corpus möchten wir vorläufig noch im Holzton stehenlassen. Künstlerisch gesehen wird der Eindruck so wohl am reinsten und stärksten sein. Die endgültige Entscheidung, ob vielleicht eine vorsichtige neutralere Beitönung ohne neue Fassung erforderlich wird, müssen wir nachher in Lauenburg treffen.“ (Brief, PDF, 943 kB) Aus der im Brief angekündigten Ausleihe wurde übrigens nichts.

Mit dem Verwendungsnachweis für die Beihilfe, bestimmt für die „Freilegung und Konservierung des spätmittelalterlichen Triumphkreuzes der Maria-Magdalenen-Kirche“, tat sich die Kirchengemeinde schwer. Die Beihilfe wurde kurzerhand an Carl Fey weiter überwiesen. Die Maßnahme wurde als Teil der Gesamt-Renovierung der Kirche im Umfang von rund 25.000 DM gesehen, so dass der pauschale „Nachweis“ vom Landesdenkmalamt zurück gewiesen wurde.

Im September 1953 stand die Frage der Aufhängung des Kreuzes wieder im Raum. Pastor Bahr schrieb ein knappes Dutzend Experten in ganz Deutschland an und erhielt von der Hälfte Antworten. Der Vorsitzende des Bauausschusses der ev. luth. Landeskirche Schleswig-Holsteins nahm folgendermaßen Stellung: „Ich halte die Aufhängung des Kreuzes an eisernen Ketten durchaus für möglich. Der Sinn des Kruzifixes im Chorbogen ist m.E. der, dass der gekreuzigte Christus … aus der Offenbarung sich von oben in die Gemeinde hineinsenkt. Die Gemeinde geht unter ihm hindurch zum Tisch des Herrn, der in der bildhaft jenseitigen Welt steht. Die Anbringung des Kreuzes hinter dem Altar ist natürlich möglich, nimmt aber sehr viel von dem ursprünglichen Sinn des Chorbogen-Kruzifixes.“

Beim Aufhängen des Triumphkreuzes traten unerwartete Schwierigkeiten auf, wie dem Kirchenmaler Fey mitgeteilt wurde: „Das Kreuz erweist sich in zweifacher Hinsicht als zu schwach: 1. Der senkrechte Balken biegt durch, 2. Die waagrechten Balken, die ja angestückt und mit alten Schmiedenägeln befestigt sind, bekommen durch den nach vorne verlegten Schwerpunkt … den Trieb, nach vorne vorzuklappen, wie sich schließende Arme.“ Das Kreuz sei ursprünglich nicht für freies Hängen geschaffen gewesen. Tischlermeister Draeger hatte mehrere Vorschläge für eine stabile Anbringung unterbreitet, zwischen denen nun zu entscheiden sei.

Dr. Peter Hirschfeldt nimmt in seinem Brief von Anfang Dezember 1953 offenbar Bezug auf den neuen Zustand des Kruzifixes: „Bei der hervorragenden Erhaltung der von Herrn Fey freigelegten alten Fassung müssen die kleineren Fehlstellen unbedingt belassen werden, um nicht den Wert dieses kirchlichen Kunstwerkes zu beeinträchtigen durch Verunklärung des künstlerischen Befundes.“

Anfang 1954 hatte das Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg seinen Wunsch an die Kirchengemeinde heran getragen, das Triumphkreuz eine Zeitlang auszuleihen und auszustellen. Nachdem das renovierte Kreuz erst kurz zuvor wieder in die Kirche zurückgekehrt war, „sei die Stimmung … noch nicht reif dafür“, entgegnete Pastor Bahr. Dies gelte auch für die bevorstehende Passionszeit und die Konfirmationen, auch während des Sommers mit vielen Hamburger Besuchern auch aus der Jugendherberge.

Auf dem Altar wollte man im Februar 1954 gern ein Relief aufstellen, das auch die Tür dahinter verdecken sollte. Dr. Hirschfeldt warnte jedoch, der „Plan einer Altartafel“ müsse doch „sehr überlegt werden …, da eben doch das Kruzifix über dem Altar das absolut beherrschende Kunstwerk bleiben sollte“. Er habe Zweifel, „ob es unter sich einen zweiten Akzent vertragen würde, ohne dass eine gegenseitige Beeinträchtigung erfolgt“.

Im Mai 1954 lobt der Landeskonservator Dr. Hirschfeld an Pastor Bahr: „Die Instandsetzung Ihrer Kirche mit dem beherrschenden Mittelpunkt des so ausgezeichnet restaurierten Kruzifixes ist eine besonders geglückte Leistung…“ Er empfiehlt eine „Soffitten-Beleuchtung“ auf dem östlichen Langhausbalken.

Die Erneuerung des Altars stand im Oktober 1954 weiterhin als „dringlichstes Anliegen“ zur Diskussion. „Am passendsten wäre gewiss eine Mensa aus Ziegelstein, ähnlich wie in Seedorf und Sterley, weil dazu der Kruzifix besonders gut passen würde.“ Hirschfeldt riet, sich im Einzelnen mit Carl Fey zu besprechen, „damit die künstlerischen Gesamtverhältnisse harmonisch bleiben“.

Der „Fassmaler – Conservator“ G. F. Fred Ther aus Hamburg brachte sich im April 1956 in Erinnerung und verwies auf seine große Werkstatt mit geschultem Personal und in letzter Zeit durchgeführte Maßnahmen in Hamburg, die allseitige Anerkennung gefunden hätten. Er bekam kurz und bündig Antwort: „doch sind wir nicht mehr gewillt, an dem Triumphkreuz Beitönungsarbeiten vornehmen zu lassen.“ Man erhoffte sich vom Landeskonservator für andere, spätere Arbeiten Beihilfen.

Quelle: Archiv der KG Lauenburg, „Kirche/Ausstattung und Instandsetzung 1952 – 1961“ lfd. Nr. 917, 5.1.2
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